Damit unser Schutzkonzept in der Praxis möglichst einfach umgesetzt werden kann, haben wir nun alle Informationen in einer neuen Broschüre gebündelt. Diese Broschüre gibt einen Überblick darüber, wie man das Thema Prävention im Unterricht angehen kann. Sie ist ein pragmatisches Handbuch, das die Inhalte unseres Schutzkonzeptes anhand von Beispielen praktisch erklärt, mit einer Checkliste und heraustrennbaren Dokumentationshilfen, was einfach mit in die Sporttasche geworfen werden kann, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Download PDF [3,6 MB]. Falls die Broschüre zugesandt werden soll, kontaktiert uns gerne!
Da Grenzüberschreitungen und sexualisierte Übergriffe nach wie vor viele Kinder und Jugendliche betreffen und sie häufig nur wenig oder kein Bewusstsein darüber haben, dass sie falsch behandelt werden, hat die LAG Tanz NRW sechs Videoclips in Zusammenarbeit mit dem Künstler Jens Eike Krüger produziert, in denen diverse Szenarien von Grenzüberschreitungen dargestellt und abgewehrt werden.
Die Videoclips sollen auf kreative Weise auf Grenzverletzungen aufmerksam machen und so einen Beitrag zur Aufklärungs‐ und Sensibilisierungsarbeit leisten. Die Clips sind genreübergreifend konzipiert und daher nun für die allgemeine Präventionsarbeit in Kinder‐ und Jugendgruppen frei verfügbar.
Mit dieser Videokampagne wollen wir insbesondere junge Menschen zeitgemäß und altersgerecht ansprechen und hoffen auf ein virales Teilen in den Social Media‐Kanälen.
Damit die Videos in Umlauf kommen, teilt, liked und kommentiert bitte die Videos!
Alle sechs Videos finden Sie auf dem YouTube Kanal der LAG Tanz NRW.
Auf Instagram finden Sie die Kampagnen-Beiträge, Stories und Reels, die Sie teilen, liken oder auch in Nachrichten gezielt an Personen versenden können.
Und auf Facebook finden Sie die Kampagne als Beiträge, Stories und Videos, die Sie teilen, liken und auch an Gruppen in Ihrer Community senden können.
Für die pädagogische Arbeit stellen wir die einzelnen Clips hier zum Download bereit:
Um das Thema Prävention auch in der Praxis zu verankern, haben wir Flyer entwickelt. Sie sollen für Grenzverletzungen sensibilisieren und junge Menschen dazu ermutigen, selbstverständlich „Nein!“ sagen zu dürfen und sich Hilfe zu holen. Wir bestücken unsere Projekte standardmäßig mit unseren Flyern, damit sie an Kinder und Jugendliche ausgeteilt werden.
Die Info-Flyer klären Teilnehmende der Projekte der LAG Tanz NRW sowie deren Personensorgeberechtigte über grenzverletzendes Verhalten und (sexualisierte) Gewalt auf und ermutigen dabei zum selbstbestimmten Handeln. Die Stickerbögen und Buttons, die die Dozierenden an die Kinder und Jugendlichen austeilen können, sollen einen einfachen Einstieg in das Thema ermöglichen und den Raum freigeben für Austausch und mögliche Fragen vonseiten der Kinder und Jugendlichen.
Auf Anfrage verschicken wir die Flyer, Buttons und Stickerbögen auch an andere interessierte Einrichtungen und Pädagog*innen, wenn uns eine Email an post(AT)lag.tanz-nrw.de unter Angabe der gewünschten Anzahl erreicht. Größere Mengen können bei unserer Geschäftsstelle abgeholt oder gegen Portokosten versandt werden.
In dem bunt illustrierten Flyer für Kinder wehren sich zwei tierische Helden gegen unangenehme Situationen und zeigen dabei klar, wo ihre Grenzen liegen: „Wenn mich jemand anfasst, obwohl ich das nicht möchte… dann sage ich: Nein! Das will ich nicht!“
Der Flyer für Jugendliche wurde maßgeblich von einer Gruppe junger Frauen zwischen 15 und 20 Jahren gestaltet. Im kreativen Entstehungsprozess kamen sie schnell in den Austausch über ganz persönliche Situationen, in denen die eigenen Grenzen überschritten wurden. Die Erfahrungen flossen ungeschönt in die entstandenen Zeichnungen mit ein.
Der Flyer für Eltern soll dabei unterstützen, den Gedanken zuzulassen, dass das eigene Kind möglicherweise Gewalt ausgesetzt sein könnte: auf dem Schulweg, beim Sport oder sogar im eigenen Zuhause. Der Flyer kommt fast ohne Sprache aus und kann deswegen von Eltern mit unterschiedlichen Sprachhintergründen verstanden werden.
Um die praktische Präventionsarbeit in den Projekten mit Kindern zu unterstützen, hat die LAG Tanz einen Button entwickelt. Der Ausdruck von Ja und Nein kann sich von Person zu Person unterscheiden. Es gilt herauszufinden, welche Situationen ganz eindeutig eine Grenzverletzung darstellen, bei der man immer „Nein!“ sagen sollte. Das bestärkt Kinder darin, ihren eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen. Um so wichtiger ist es, dass jeder Mensch seine eigenen Grenzen hat und sich ausdrückt.
Empowerment-Stickerbogen
Um die praktische Präventionsarbeit in den Projekten mit Jugendlichen zu unterstützen, hat die LAG Tanz einen Stickerbogen mit kurzen Claims entwickelt, der von einer Designerin ansprechend gestaltet wurde. Die Claims sind hauptsächlich in englischer Sprache verfasst, damit sie auch für Jugendliche mit diversen Sprachhintergründen verständlich sind.
Die Methodensammlung bietet kreative Ansätze, um Kinder und Jugendliche tänzerisch dazu zu ermutigen, ihre eigenen Grenzen und Schutzbedürfnisse wahrzunehmen und zu kommunizieren. Die Sammlung soll als Inspiration für Präventionsarbeit in tanzvermittelnden und tanzpädagogischen Kontexten dienen.
In einem pädagogisch gut begleiteten Rahmen können Aspekte aus dem Themenfeld der Präventionsarbeit mit jungen Menschen tanzkünstlerisch untersucht und präsentiert werden. Insbesondere eignen sich Themen des Empowerments wie Abgrenzung, Nein-Sagen, Selbstwert, Schutzraum, etc. Aber auch gesellschaftskritische Erfahrungen können behandelt werden. Gern stellen wir hier Projekte vor, die sich explizit mit Grenzverletzungen und dem Schutz von Grenzen auseinandersetzen.
Ziel: Sensibilisierung der Grundschulkinder für das Thema Gewalt
Durch eine tänzerische Auseinandersetzung wird ein Bewusstsein für die Thematik geschaffen und körperlich erfahrbar gemacht. Dabei liegt der Fokus zum einen auf der Wahrnehmung der eigenen Grenzen und deren Durchsetzung, und zum anderen auf der Anerkennung und dem respektvollen Umgang mit den Grenzen und Meinungen anderer Menschen.
Vorgehensweise:
Ein Schwerpunkt des Projekts ist dessen prozessorientierter Charakter, durch den Ressourcen gefördert (Vertrauen, Respekt, Empathie, Aufmerksamkeit, Selbstkontrolle, Selbstwirksamkeit), und Stärken erfahrbar gemacht werden sollen.
Was ist Gewalt? Wo begegnet mir Gewalt in der Schule oder in meinem Umfeld? Wie kann ich mich in Gewaltsituationen verhalten um diese zu vermeiden und mich selbst und andere zu schützen? Welche körperlichen, verhaltensorientierten und mentalen Ressourcen helfen mir dabei?
Diese und andere Fragen, sowie ein Meinungsaustausch über den Inhalt von Videoclips der LAG Tanz zur Gewaltprävention bieten den Einstieg für einen Austausch mit den Kindern. Deren Antworten fungieren als Grundlage für die Auswahl der passenden Unterrichtstools und als Inspirationsquelle für eine künstlerische Umsetzung.
Das Projekt hat nicht das Ziel den Kindern ein Wertesystem nach einem „Richtig/Falsch - Prinzip“ zu vermitteln und zu Verurteilungen einzuladen. Vielmehr geht es darum in einen Dialog zu treten und die Erfahrungen und Meinungen der Kinder in den Fokus zu nehmen und darzustellen.
Aufgrund der geschlechtsspezifischen Unterschiede und Erfahrungen, die in Abhängigkeit von kultureller und familiärer Prägung innerhalb von Gruppen zum Thema Gewalt bestehen, ist es unmöglich ein Konzept zu entwickeln bzw. umzusetzen, welches einen standardisierten Charakter hat. Um dem Schwerpunkt des Projekts gerecht zu werden, müssen die individuellen Bedarfe der Kinder gesehen werden, die sich teilweise erst im Laufe des Projekts während der Arbeit mit den Kindern zeigen.
Die folgende inhaltliche Durchführung des Konzepts ist an einer Brennpunktschule entstanden, an der das Thema Gewalt häufig zum Alltag der Kinder gehört. Die 4. Klasse, mit der gearbeitet wurde, setzte sich aus 13 Jungen und sieben Mädchen zusammen. Aufgrund massiver geschlechtsspezifischer Differenzen, unterschiedlicher Bedarfe im Hinblick auf die Förderung von Ressourcen, und zur Unterstützung einer emotionalen Offenheit wurden die teilnehmenden Kinder nach einem zweistündigen Tryout in zwei geschlechtshomogene Gruppen geteilt, Jungs waren es sieben und bei den Mädchen acht Kinder. Drei Kinder der Klasse äußerten den Wunsch das Projekt fotografisch/filmisch zu dokumentieren. Dazu kamen sie innerhalb der Projektzeiten abwechselnd mit in den Prozess und benutzten ihre Schul-Tablets. Teile des Foto-/ Filmmaterials sind innerhalb der zwei entstandenen Projekttrailer zu sehen.
Alle Unterrichtseinheiten stehen gesammelt in einem PDF als Download zur Verfügung: Best-Practice-Prävention_Grundschule.pdf
Das Projekt startete mit einer Konzeptvorstellung/ Kennenlernen der Klasse und Absprachen bzgl. Organisation und Nutzung der Schulräumlichkeiten.
Bei der Konzeptvorstellung geht es im Wesentlichen darum einen ersten Eindruck von der Klasse zu bekommen, und den Kindern zu vermitteln, um welche Thematik es bei dem Projekt „Enemenehuh, und was denkst du?“ zum einen inhaltlich geht, und zum anderen wie die praktische Arbeit miteinander aussehen wird.
Dabei soll den Kindern nahegebracht werden, dass es in diesem Projekt um ihre Meinungen und Erfahrungen zum Thema Gewalt geht und dass ihre Antworten (verbal und körperlich) auf gestellte Fragen die Basis für die Entwicklung eigener Choreografien und Bewegungsgeschichten sein werden.
Neben den Gesprächen und Interviews mit den Kindern können verschiedene Präventionsmaterialien für Kinder (u.a. Videoclips der LAG Tanz NRW e.V. #nichtOK) Ausgangspunkt für tänzerische Recherchen sein. Je nach Absprache mit der Klasse können die Ergebnisse des Prozesses einem Publikum gezeigt, oder filmisch festgehalten werden. Dies ist jedoch kein MUSS.
Unterstützt werden sollen die Kinder dabei durch körperliche Wahrnehmungsübungen und Bewegungsspiele.
Wichtig bei der Umsetzung des Projekts ist im Vorfeld eine klare Absprache mit der Schule bezüglich folgender Punkte/ Fragestellungen:
Um den Kindern einen genaueren Eindruck der gemeinsamen Arbeit auf tänzerischer Ebene zu verschaffen ist ein zweistündiges Tryout vor Beginn des Projektes vorgesehen. Danach melden sich die Kinder verbindlich über die Schule für das Projekt an (je nach Absprache mit allen wichtigen Informationen/ Formalien wie Film- & Foto-Einwilligung, Probenzeiten, etc.).
Das Tryout steht thematisch unabhängig vom Projekt. Es dient zum einen dem Zweck, den Kindern einen Einblick in eine prozessorientierte Arbeitsweise zu geben und das Thema Tanz in seiner Vielfältigkeit darzustellen und zu erfahren. Zum anderen soll es die Kinder darin unterstützen realistisch einzuschätzen, ob ihre Erwartungen in Bezug auf die Überschrift „Tanzprojekt“ erfüllt werden. Zu guter Letzt hilft das Tryout den Kindern bei der Entscheidungsfindung für oder gegen eine Teilnahme am Projekt.
Ablauf Tryout:
Interviews und Reflexionsgespräch mit der Klassenleitung
Gestellte Fragen in Kleingruppen (4-5 Kinder/ 1h Interviewzeit):
Die Kinder durften sich aussuchen mit wem sie in einer Interviewgruppe sein möchten. Ziel dabei war es eine größtmögliche Offenheit in Bezug auf das Gesagte zu ermöglichen. Die Interviews sind filmisch festgehalten worden. Danach fand eine Einteilung der Kinder in Projektgruppen (in Absprache mit der Klassenleitung) statt.
Gruppe 1: Jungen (à 2 h), Gruppe 2: Mädchen (à 2h)
Warm Up
Anschließend gemeinsames Anhören der Interviewaudios der Tage 3 und 4
Gruppe 1 Jungen:
Warm Up:
Reflexion Tag / Ausblick
Spiel
Gruppe 2 Mädchen:
Warm Up:
Reflexion Tag / Ausblick
Spiel
Gruppe 1 Jungen:
Gruppe 2 Mädchen:
Reflexion Tag / Ausblick
Work in Progress / Präsentation vor der Klasse
Präventionsfilm 2 / Meinungsaustausch im Klassenverband
Gruppe 1 Jungen:
Gruppe 2 Mädchen:
Präventionsfilm 3/ Meinungsaustausch
Reflexion Tag/ Ausblick
Gruppe 1 Jungen:
Gruppe 2 Mädchen:
Präventionsfim 4/ Meinungsaustausch
Reflexion Tag/ Ausblick
Gruppe 1 Jungen:
Gruppe 2 Mädchen:
Reflexion Tag/ Ausblick
Reflexion/ Abschluss
Die Jungengruppe entschied sich kurzfristig gegen eine Livepräsentation des Gesamtmaterials vor Publikum. Stattdessen entschlossen sich die Jungen dazu ihren Eltern und dem Rest der Klasse eine Auswahl des entstandenen Filmmaterials zu zeigen. Sie begründeten ihre Entscheidung mit den Gedanken einfach zu viel „Schiss“ vor den Konsequenzen zu haben. Nach einem längeren Gespräch stellte sich heraus, dass sie sich für Szenen in denen sie sich körperlich sehr nah kamen und verletzlich/emphatisch zeigten, schämen würden (Bspw.: „Das sieht schwul aus!“, „Ich will nicht, dass jemand sieht, dass ich den so anfasse.“ Ein Junge hatte große Sorge, dass sein Vater ihn verurteilen könnte, bzw. er von nun an ein „Opfer“ innerhalb seiner Peergroup sein könnte.
Diese Aussagen verdeutlichen, wie komplex das Thema Gewalt ist, und wie zerrissen sich besonders Jungen mit entsprechendem Hintergrund fühlen, wenn es um Lösungen in Bezug auf gewaltfreie Kommunikation und das Thema Verletzlichkeit geht.
Die Mädchen profitierten von der gemeinsamen Arbeit in der es vorwiegend um das Thema Grenzen setzten und Empowerment ging.
„Ich hab´ mich voll stark gefühlt!“, „Das war cool sich mal gerade zu machen mit dem Atmen und so zu laufen.“, „Ich fand auf dem Boden liegen toll, das mache ich sonst nie.“
Von den Eltern und Lehrern der Schule gab es ausschließlich positive Rückmeldungen mit der Anmerkung, dass es mehr derartiger Projekte geben müsste, die organisatorische Umsetzung innerhalb des Schulalltags jedoch ein wesentlicher Hemmschuh sei.
Letzten Endes tragen Tanzprojekte, welche die positiven Ressourcen der Kinder im Blick haben dazu bei, diese zu stärken und präventiv zu wirken.
Abschlussvideos des Projektes:
Die Gruppe ENSAMPLE hat zum Thema "Meine Grenzen - Meine Freiheit" ein Videotanzprojekt durchgeführt. Verschiedene Aspekte von Grenzverletzungen und Gewalt wurden kritisch reflektiert und tänzerisch gestaltet. Hier präsentieren wir die acht Videos, die im Rahmen des Projekts entstanden sind.